Leukämie – Rückblick: Freitag bis Dienstag

Freitag, der 24.04.2010 23.04.2010 (sorry Schatz) war ein schöner Tag. Morgens hatte ich mich rechtzeitig aufgerafft um mit dem Fahrrad den ca. 17 km weiten Weg in die Arbeit zurückzulegen. Nach nur 4 Stunden Arbeit ging es am Lech entlang auch wieder daheim. Von der Müdigkeit und dem Schwindel, die mich in den letzten Wochen regelmäßig geplagt hatten, spürte ich nichts. Sogar etwas früher als mit der Bahn war ich wieder zu Hause, aß zu Mittag und brach dann wie immer überstürzt zum Bahnhof auf, um zu meinen Eltern zu fahren. Vom Bahnhof aus ging es direkt zu Zahnarzt und danach zum Hausarzt, von dem ich mich wegen diverser Beschwerden durchchecken lassen wollte: Starke Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Atemlosigkeit, sobald ich nur wenige Treppen hinaufsteigen musste, Schwindel und das Gefühl, dass meine Beine immer wieder im nächsten Moment nachgeben würden. Ich ging davon aus, dass ich einige Mangelerscheinungen wegen meiner veganen Ernährung hatte und wollte diese ausmerzen können. Also jammerte ich beim Hausarzt ein wenig, damit er auch ja ein großes Blutbild machte, was er auch tat. Danach verbrachte ich ein schönes sonniges Wochenende auf der Terrasse bei meinen Eltern und bemühte mich, fleißig für die Abschlussprüfung zu lernen, was nicht immer klappte – aber ich hatte ja auch noch mehr als eine Woche Zeit.

Sonntags ging es nachmittags auch schon wieder nach Augsburg und es gab Sushi und einen Besuch beim Freund. Am nächsten Tag beendete ich meine Schulzeit endgültig, als ich in der Berufsschule mein Zeugnis (Schnitt 1,16, yay!) und zwei Anerkennungen für besondere Leistungen abholte.

Zu Hause erwartete mich meine Mitbewohnerin mit der Nachricht, dass ich sofort meinen Hausarzt anrufen sollte. Beim Telefonat klang der Arzt sehr ernst und sagte, ich sollte noch am selben Tag in die Praxis kommen, meine Blutwerte seien nicht sehr gut gewesen. Nach einigem Hin und Her sagte er mir, meine Leukozyten seien bei 20000 und meine Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht. Da er so besorgt klang und auch meine Mutter sich sofort Sorgen machte, als ich ihr die Neuigkeiten mitteilte googelte ich „erhöhte Leukozyten“ und gelangte sofort auf Webseiten, die sich mit Leukozytose und – Leukämie befassten.

Da ich nicht mehr nach Buchloe konnte machte ich für den nächsten Tag einen Termin bei einem Hämatologen in Augsburg aus. Meine Mitbewohnerin versuchte mich zu beruhigen und wir setzten und noch brav hin um für die Abschlussprüfung am Dienstag zu lernen. Das klappte auch noch ganz gut. Meinen Freund schien die Nachricht, dass ich womöglich Leukämie habe schwerer zu treffen als mich. Er kam zu Besuch und wir konnten uns gegenseitig beruhigen. Für alles, auch für die Petechien, die ich am ganzen Körper habe, fanden wir eine Erklärung.

Am Dienstag holte mich meine Mama zu Hause ab und wir fuhren zum Hämatologen. Auch der sah ganz und gar nicht glücklich aus, als er meine Blutwerte sah. Er wollte ein Ultraschall meiner Organe und Lymphknoten sowie ein weiteres Blutbild machen. Im Ultraschall konnte keine Unauffälligkeit festgestellt werden. Nur meine Milz war etwas vergrößert. Nach der Blutuntersuchung wurden wir noch einmal ins Sprechzimmer gebeten und die schlechten Nachrichten begannen, auf mich einzuregnen. Meine Leukozytenwerte hatten sich innerhalb von 5 Tagen auf 35000 erhöht, ich wurde mit dem Verdacht auf akute Leukämie ins Krankenhaus eingewiesen.

Dort mussten wir zuerst warten, dann kamen die Ärzte, nahmen mir erneut Blut ab und machten eine Knochenmarkpunktion (was so scheußlich weh tut, dass ich es wirklich niemandem auf der Welt wünsche). Dann ging das Warten weiter, nachdem auch hier noch mal angesprochen wurde, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Leukämie handelt und mir bei der Gelegenheit auch gleich mitgeteilt wurde, dass eine Chemotherapie mich mit großer Wahrscheinlichkeit unfruchtbar machen würde.

Das Warten ging weiter und erst um 21 Uhr bekam ich die sichere Diagnose: Akute myeloische Leukämie. Die Chemotherapie wurde noch am selben Abend gestartet.

2 Kommentare

  1. Hallo, bin durch einen Facebookkommentar von Annik Rubens hier gelandet. Ich wünsche dir, dass du ganz schnell wieder gesund wirst und viel Kraft und Unterstützung bekommst. Alles Liebe.

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