I’ll never let you sweep me off my feet

Erst einmal möchte ich mich heute (mal wieder) für die unzähligen Kommentare und Nachrichten bedanken, die mich in den letzten Tagen und Wochen erreicht haben. Es fällt mir so schwer, den ganzen Tag in diesem Krankenhauszimmer zu verbringen und es gibt mir so viel Kraft, wenn ich mich darüber freuen kann, wie viele Menschen an mich denken und auch, dass ich die Welt so ein bisschen verändern kann. Indem den Menschen die Augen geöffnet werden. Schon so viele haben mir geschrieben, dass sie sich jetzt typisieren lassen und auch dafür möchte ich mich herzlich bedanken.

Es ist sogar ein bisschen gruselig, wenn man sieht, dass mein Blog, der vor der Krankheit nur für meine engsten Freunde gedacht war nun auf einmal mehrere hundert Mal am Tag aufgerufen wird und es ist toll zu sehen, wie euch mein Schicksal bewegt. Mir wird so viel Mut zugesprochen, da kann ich meine positive Einstellung ja gar nicht verlieren.

Danke dafür.

Ich hoffe, ihr versteht, wenn ich nicht jeden Kommentar einzeln beantworten kann. Bei den Nachrichten gebe ich mir Mühe, aber bitte seid versichert, dass ich mir jeden einzelnen Kommentar durchlese und mich über das positive Feedback und die guten Zusprüche freue.

Besonders bedanken möchte ich mich auch bei denjenigen, die sich die Mühe machen, per Twitter, Facebook oder auf ihrem Blog Leute dazu zu animieren, sich typisieren zu lassen. Das hat zum Beispiel Tapio Liller auf seinem Blog gemacht und der Beitrag ist auf jeden Fall lesenswert. Wer Angst vor den Torturen hat, die man bei einer Knochenmarkspende angeblich über sich ergehen lassen muss: Lesen, los! Das ist heute nämlich gar nicht mehr so schlimm!

Leider habe ich es versäumt, die Links zu den anderen Blogs zu speichern, wer Interesse an einer Extra-Erwähnung hat kann sich ja bei mir melden ;)

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Mein Tag war heute mal wieder sehr unspektakulär. Ich habe schlecht geschlafen, weil der neue Zentrale Venenkatheter ja jetzt auf der linken Seite ist und ich nun nicht mehr auf eben jener Seite schlafen kann, was aber schon seit ewigen Zeiten meine absolute Lieblings-Schlafseite ist. Mist. Ich Depp war dann auch wieder zu stolz, das Schlafmittel zu nehmen und hab mich bis 4 Uhr nachts herumgewälzt und bin andauernd aufgewacht, musste wieder öfter auf Toilette, weil ich ja jetzt wieder mit allerlei Flüssigkeiten vollgepumpt werde (Chemo sei Dank). Die Chemo ist jetzt übrigens eine andere Zusammensetzung als die vom Anfang. Aggressiver wohl und nicht 24/7 sondern nur drei- bzw. zweimal am Tag.

Ich habe heute angefangen, meine erste eigene Mütze zu häkeln. Ich platze zwar vor Neid, wenn ich an das perfekte Stück denke, das Mama gestern und heute gezaubert hat, aber naja, ich hab ja auch noch nie irgendwas gehäkelt. Handarbeit ist aber etwas, was ich unbedingt lernen will in der Zeit, die ich jetzt habe. Häkeln, Stricken und wenn ich wieder daheim bin auch Nähen. Ich bin großer Fan von diversen Handarbeitsblogs und beneide die Damen, die hier mal so täglich irgendein Kunstwerk aus dem Ärmel schütteln. Ich will auch!

Zum Mittagessen gabs heute versalzene Gemüsemaultaschen mit versalzenen, verkochten Karotten. Ich hab Maultaschen und Soja-Pudding gegessen. Ätsch. Das verkochte Gemüse wird ja auch nicht mehr gerade vor Nährstoffen strotzen, da ess ich jetzt lieber noch eine Banane.

Vorhin war meine Mitbewohnerin noch zu Besuch und sie hat mich dran erinnert, dass ich in meiner vielen Freizeit ja mal mein ebay-Konto nutzen und das eine oder andere Schmuckstück, dass zu total verrückten Zeiten, an denen sonst niemand Zeit hat, endet, erwerben könnte. Einen Mazine Fatty-Pullover zum Beispiel. Mazine ist ja eh die beste Marke überhaupt und neu und für einen Bruchteil des Neupreises noch besser.

Da heute ja Feiertag war, war nicht nur Mama ab 9 Uhr bei mir sondern auch mein Papa. Und als der Freund später kam konnten wir endlich anfangen, die 4. Staffel Lost anzuschauen. Die hat leider nur 14 Folgen und muss deshalb sparsam angeschaut werden. Eine Folge pro Tag, so ist es ausgemacht. Schade eigentlich, aber es gibt ja nicht mehr so viel Nachschub! Und wehe, irgendjemand verrät mir etwas von der 5. oder 6. Staffel. Dann werden wir sauer. :)

Ja… Ich kann jetzt dann auch langsam mal anfangen, Listen zu schreiben, welche Dinge meine Eltern beim Umzug meines Hab und Guts von Augsburg zurück in die beschauliche Heimat nicht vergessen dürfen (Fahrrad und Snowboard im Keller z.B. und meine 15 Paar Schuhe, meine Töpfe und vor allem meine Tupperdosen!). Umgezogen wird am 28. Mai, bis dahin streichen Mama und Papa ihr altes Schlafzimmer, das ja mein neues Zimmer wird, in fliederfarben und grau, räumen mir dann meine Kleider in den Schrank und machen, dass alles schön ist, wenn ich wieder nach Hause komme.

Es ist schon komisch… Mein Auszug kam so plötzlich und ich habe ihn so manches Mal bitter bereut und nun darf ich wieder nach Hause, mache Pläne und freue mich schon so, meine Familie dann wieder so oft zu sehen. Und dass mit meinem Schatz alles wieder wird wie am Anfang unserer Beziehung, wenn ich dann wieder ein Auto habe und in die Arbeit nach Mering fahre, am Wochenende und manchmal abends zu ihm komme und wir wieder zusammen zum Real zum Einkaufen fahren können. :)

Jetzt werde ich den Freund stolz machen und mir das heutige Relegationsspiel Augsburg – Nürnberg zumindest im Live-Ticker anschauen. Also Schatz, sei stolz auf mich, ich bin es auch. Wenn ich bei eurer Party schon nicht dabei sein kann. Dafür drücke ich Augsburg feste die Daumen und werde sicher auch todtraurig sein, wenn das heute nichts wird. Aber hey, positiv denken! :)

Das Lied des Tages kommt heute von La Roux: Bulletproof

Been there, done that, messed around
I’m having fun don’t put me down
I’ll never let you sweep me off my feet

8 Kommentare

  1. Hallo Maike,
    auch hier läuft das Relegationsspiel im Hintergrund. Wir denken an oft Sie und freuen uns schon jetzt auf Maike und die Tupperschlüsseln.
    Gruß aus Mering
    Gabi

  2. Und wehe, irgendjemand verrät mir etwas von der 5. oder 6. Staffel. Dann werden wir sauer. :)
    < hihi, du hörst dich an wie gollum :]

  3. hey! schade, 1:0 verloren. aber egal, es gibt ein zweites spiel. und: ich bin stolz auf dich und vor allem darauf wie du das alles meisterst. dass du dann noch fußball verfoolgst… meine hochachtung! ;)

  4. Hallo Maike;

    bin von einem Freund kontaktiert worden, ich solle mir mal den link ansehen. Als ich dann das mit der Krankheit und der Knochenmarkspende gelesen habe, wurde ich skeptisch. Sicherlich kennen einige die geschichten wie es da abläuft. Ich finde es klasse, das du so witzig bist und nicht den Kopf hängen lässt.
    Deinen Text habe ich gelesen und muss sagen, das er mich umgestimmt hat. Wenn du wieder fit auf den Beinen stehst, musst du für uns alle eine Mütze Stricken :D. Bin auf jeden fall mal beim registrieren. Hoffentlich strickst noch mehrere sachen, der Winter wird kalt ;). Also dann. Viel Spaß beim Stricken und Viel Glück.

    liebe Grüße, Andi

  5. Liebe Maike, Du merkst ja sicher, dass viele Menschen in Gedanken bei Dir sind. Ich hoffe, das stärkt Dich noch zusätzlich. Ich kenne Dich nicht, aber ich wünsche Dir die innere Stärke, um die Krankheit zu meistern. Von mir jedenfalls bekommst Du einen Schwung Energie rübergeschickt. Herzliche Grüße Heike Tharun

  6. Hallo Maike und MitleserInnen,

    ich habe mich schon vor einiger Zeit „typisieren“ lassen, die örtliche Kolpinggruppe hatte in eine Schule eingeladen. Das ging absolut problemlos. Ein paar Fragen beantworten, ein Formular ausgefüllt und eine Blutprobe. Da meine Venen wohl nicht so „stark“ sind, hat die Medizinstudentin ein wenig gesucht, das wars. Blut wurde so eine kleine Ampulle abgenommen. Danach durfte ich mich satt essen (Lecker Kuchen) und Wochen später bekam ich vom dkms einen Papierbrief, daß ich jetzt registriert sei.

    Liebe Grüße ins Strick und Häkel-Studio :-)
    Bei dem aktuell „schönen“ Wetter draußen, werden die Leute draußen eine Menge Mützen gebrauchen können :-)

    Gruss Henning

  7. Also ich kann nur jedem raten sich typisieren zu lassen, ich selbst bin seit 1999 bei der Stefan Morsch Stiftung registriert, und habe seit 2007 eine Stammzellspende hinter mir.
    Das allerschlimmste an der Spende für mich persönlich, war die Überwindung sich selbst zu spritzen.
    Denn heute wird niemand mehr opperiert, sondern man muss sich ein Medikament selbst spritzen (oder vom Hausarzt) welchen gentechnisch veränderte Eizellen vom chinesischen Hamster enthält( den genauen Namen weiß ich nicht mehr).
    Dieses Medikament bewirkt, das die Stammzellen, die sich sonst nur im Knochenmark aufhalten, ins periphere Blut ausgeschwemmt werden. Ca. 2 bis 3 Wochen nach dieser Behandlung musste ich wieder zur Hauseigenen Praxis der Stefan Morsch Stiftung, und würde dort dann an einen „Dialyseapparat“ angeschlossen. Dieser filtert dann mittels Zentrifuge die Stammzellen aus dem Blut raus … und das war es auch schon :) …..

    Maike du schaffst das schon :) Wir drücken dir die Daumen ….
    auch wenn wir dich nicht kennen, aber sei dir sicher, das wir wissen, was du gerade durchzustehen hast.

    Ganz liebe Grüße

    Andy und Familie

  8. Liebe Maike,
    von unserem Sohn haben wir von Dir erfahren und ich kann nur sagen: Maike, kämpfe – kämpfe – kämpfe!!! Unsere und von vielen anderen Menschen guten Gedanken begleiten Dich und ich hoffe, dass es ein kleines bisschen hilft. Behalte bitte Deinen Optimismus, der jetzt ganz, ganz wichtig ist und Du wirst sehen: Du schaffst das!
    Ich gebe Dir einen Spruch mit auf den Weg, der mich ein Leben lang begleitet und ich hoffe, dass er auch Dir etwas sagt:
    Gott gebe Dir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen,
    die Du nicht ändern kannst,
    den Mut, Dinge zu ändern,
    die Du ändern kannst,
    und Die Weisheit, das eine vom
    anderen zu unterscheiden.
    Es grüßt Dich von Herzen und in Gedanken
    Deine Christl

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