Reha – Teil I

Ich habe vorhin, nachdem ich den ganzen Tag unterwegs war, angefangen, einen kleinen Bericht über die letzten vier Wochen zu schreiben. Leider bin ich nicht sehr weit gekommen und habe am Ende sehr viel abgekürzt. Ich veröffentliche den Text jetzt trotzdem, da ich in den nächsten zwei Wochen auch kaum Zeit haben werde und zuvor noch etwas über die Reha schreiben will. Für einen kleinen Einblick reicht es auf jeden Fall. Ich gehe jetzt schlafen, bevor ich vom Stuhl kippe! :)

Vom 27.07. – 24.08.2011 war ich auf Reha im Schwarzwald, genauer gesagt in Schönwald, in der Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe. Die „Katha“ ist eine Einrichtung für Kinder mit ihren Familien, Jugendliche und junge Erwachsene mit onkologischen und kardiologischen Erkrankungen. Die Familien und die Jugendlichen (Jukus) und jungen Erwachsenen (Juwas) sind getrennt, es gibt einen Familienbereich und die Jugendarena.

Am 27.07. fuhr ich morgens um ca. 11 Uhr los. Von mir zu Hause bis zur Katharinenhöhe sind es ca. 270 km, wenn man über den Bodensee fährt (was ich tat). Zwischen 14 und 16 Uhr war Anreise und ich kam pünktlich um kurz vor 15 Uhr an. Zum Glück habe ich auch gleich den richtigen Eingang gefunden und wurde von meiner Betreuerin ins Zimmer gebracht, das ich mir mit einem anderen Mädchen geteilt habe. Es gab zwar auch Einzelzimmer, aber ich bin ganz froh, dass ich ein Doppelzimmer erwischt habe. Das Badezimmer haben wir zu dritt genutzt, auf der anderen Seite war noch ein Einzelzimmer.

Bei Begrüßungskaffee am Nachmittag habe ich dann meine Gruppe kennen gelernt. Wir waren achtzehn Leute im Alter von 18–22 Jahre (zwei wurden während der Reha 23) aus ganz Deutschland und sogar Österreich. Wir haben unsere Sachen ausgepackt und dann noch eine Führung durch das Gebäude bekommen. Den Plan für den nächsten Tag haben wir auch noch bekommen. Nach dem Abendessen gab es noch eine Kennenlernrunde und ich bin früh schlafen gegangen, weil ich von der Fahrt so müde war.

Am zweiten Tag hat der Wecker um 7 Uhr in der früh geklingelt. Ich bin eigentlich jeden Tag unter der Woche um 7 Uhr aufgestanden und als erste ins Bad. Um 8 Uhr gab es immer Frühstück, am Wochenende bis 9.30 Uhr. Die ersten Tage sind mit allen möglichen Einweisungsveranstaltungen, dem Eingangsgespräch, der medizinischen Eingangsuntersuchung und der Organisation von Internet gefüllt. Ich habe mich für den Schulunterricht angemeldet, war bei der Einweisung für den Fitnessraum und so weiter.

Nachmittags haben wir noch einen Ausflug nach Villingen gemacht. Die Rehaklinik liegt etwas abseits von Schönwald mitten im Wald und Schönwald ist auch ein Kaff. Der nächste größere Ort ist Furtwangen, da gibt es sogar zwei Edeka und die nächste Stadt dürfte dann Villingen sein.

Abends gab es wieder pünktlich um 18 Uhr Abendessen. Die drei verpflichtenden Hauptmahlzeiten sind um 8 Uhr, 12.15 Uhr und 18 Uhr. Das Essen war eigentlich total gut, man konnte sogar Extrawünsche äußern und so weiter. Nach dem Abendessen gab es die letzte Führung (über das ganze Gelände) und anschließend noch strenge Worte des Chefs bezüglich Alkohol und Drogen (Drogen sind verboten, außer der Arzt hat sie verschrieben).

An Tag drei hatte ich dann mein Begrüßungsgespräch mit einer Betreuerin vom psychosozialen Dienst und meine medizinische Eingangsuntersuchung. Der Fitnesstest ergab einen Wert von 1,54. 0 ist 0 in Form, nach oben ist wohl offen. 1,54 ist Durchschnitt der nicht kranken Bevölkerung, das ist also okay. Wir sollten mindestens 2 Stunden Sport pro Woche extra machen, um beim Fitnesstest am Ende dann ein besseres Ergebnis zu erzielen. Ich hatte am Dienstag dann einen Wert von 1,68, habe mich also Gott sei Dank wenigstens ein bisschen gesteigert.

Am Wochenende bekam ich gleich Besuch von meinen Eltern, da ich in der Hektik irgendwie das Ladekabel meines Notebooks zu Hause gelassen hatte (ja, ich weiß…). Auch meine Großeltern und eine Freundin waren zu Besuch. Ansonsten lernten wir uns besser kennen und eigentlich war immer jemand zum Reden oder Spielen da.

Am 1. August begann dann das eigentliche Programm. Auf dem Wochenplan war vermerkt, welche Termine man wann und wo hat und an welchen Angeboten man freiwillig teilnehmen kann. Die Arbeit im Werkraum, der zweimal die Woche für jeweils 3 Stunden geöffnet war, war zum Beispiel freiwillig. Ich habe dort im Laufe der Wochen zwei Kettenanhänger aus Speckstein gemacht, die anderen Angebote haben mir nicht so gut gefallen (ehm, Serviettentechnik?!). Montagnachmittags hatten wir immer Sport in der Gruppe. Dort konnte man dann in die Sporthalle, zum Klettern, in den Fitnessraum oder zum Nordic Walking. Ach, noch ein paar andere Sachen gab es auch, aber ich kann mich gerade nicht erinnern.

Alle zwei Tage oder so hatten wir ein Blitzlicht. Da trifft sich die ganze Gruppe und bespricht aktuelle Themen. Nach dem Mittagessen war ich die ganzen drei Wochen eigentlich jeden Tag bei der Mittagsmeditation. Meditieren hat mir großen Spaß gemacht und das gehört auch zu den Dingen, die ich weitermachen will.

Mittwochs war immer Ausflugtag. Wir waren einmal Bowlen, beim Pit Pat (das ist Minigolf + Billard in einem, man spielt quasi mit einem Queue auf einem Tisch Minigolf) und in einer Art Freizeitpark (Baumkronenweg, Erlebnispfad, Boot fahren, längste Rutsche Deutschlands). Donnerstags waren wir morgens im InJoy in Villingen, damit uns klar wird, dass man auch Sport machen kann, wenn man wieder zu Hause ist.

Das Angebot war insgesamt überwältigend. Man konnte Klettern, in den Hochseilgarten, in den Werkraum, zur Kunsttherapie, Sport machen, Meditieren, zu Gesprächsrunden und Einzelgesprächen, ins Fitnessstudio, Bogenschießen, Massagekurs, Tanzkurs, Yoga, Qi Gong, Reiten, ins Schwimmbad und in die Sauna, Billard, Tischtennis und Tischkicker spielen und und und. Langweilig war einem eigentlich nie. Die Tage waren so vollgestopft, dass man froh war, mal ein paar Stunden seine Ruhe zu haben. Insgesamt vergingen die 4 Wochen so schnell, das hätte ich nie gedacht.

Was mir besonders gut gefallen hat, war der geregelte Tagesablauf. Jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen, zur gleichen Zeit Essen und dazwischen Termine haben. Das war eigentlich gar nicht so stressig und hat mir Sicherheit gegeben. Am Ende vom Tag wusste man, was man gemacht hat und ich habe weniger herumgetrödelt. Es war immer jemand zum Reden da und wenn man mal seine Ruhe haben wollte war das auch möglich.

5 Kommentare

  1. das klingt nach ein paar erholsamen wochen die du da hattest. Jetzt bist du dann fit für chaotisches, zeitdilettiertes und trotzdem sau cooles studentenleben ;)

  2. Das Kletterfoto find ich richtig cool! Ich kann mir vorstellen, dass man bei dem vielen Programm um sich herum mal froh war, ein paar Stunden für sich zu haben. Schön, dass du jetzt wieder da bist!

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